Werner Kopatsch

Solange man motiviert an die Sache geht, seine Arbeit gerne macht und lernen möchte, ist alles möglich.

Vom Mühlviertel aus kann man die große, weite Welt erobern. So oder so ähnlich denkt sicher Werner Kopatsch. Er hat es geschafft, nach der Maurer-Lehre bei einem Linzer Bauunternehmer, genau diese Firma übernehmen zu dürfen.

Er wollte arbeiten, er wollte möglichst schnell Geld verdienen um unabhängig von zu Hause zu sein. Die Lehre war „harte Arbeit“ und anstrengend, die Bauhandwerkerschule und Baumeisterausbildung für ihn Selbstverständlichkeit. Sein Arbeitgeber hat seine Fähigkeiten erkannt und seinen Willen belohnt. Wenn dich interessiert, wie so etwas möglich sein kann, hier die ganze Geschichte.

Viel Freude beim Lesen und der Erkenntnis, was mit einer Lehre alles möglich ist.

Baumeister & Geschäftsführer, Wachberger BAU

Wo hat deine berufliche Reise begonnen?

Die Reise begann in Alberndorf in der Volkschule. Danach bin ich in die Hauptschule nach Gallneukirchen gekommen und damit ich eine Lehre beginnen konnte, habe ich auch noch das „Poly“ besucht. Für mich war es von Anfang an klar, dass ich schnell mein eigenes Geld verdienen wollte. Viele meiner Freunde sind in die HTL gegangen, doch ich begann die Maurer-Lehre bei Wachberger Bau.
 
Nach zwei Wochen wollte ich alles hinschmeißen, da die Maurer-Lehre körperlich wirklich sehr anspruchsvoll ist. Aufhören war jedoch keine Option, da meine Mutter wollte, dass ich unbedingt eine Lehre abschließe. Erst danach war es meine eigene Entscheidung, das zu tun, was ich machen wollte. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass sie mir nicht erlaubte, die Lehre abzubrechen. Auch den „Spruch“ auf der Baustelle war ich anfangs nicht gewohnt. Ich war in der Rangordnung sozusagen der Hilfsarbeiter. Der eigene Stellenwert kann sich jedoch durch Fleiß schnell verbessern und man wird dann viel lieber auf eine Baustelle mitgenommen.
 
Für mich war relativ schnell klar, dass ich mehr wollte und das war auch dem Lehr-Herrn Wachberger bewusst, der mir bereits im Alter von 18 Jahren meine erste eigene Baustelle übergeben hat.
 
Im Winter habe ich dann zur Ausbildung als Polier die Bauhandwerkerschule für Hochbau in der HTL abgeschlossen und im Anschluss daran sofort auch noch die Baumeisterausbildung absolviert. Damals war ich mit 23 Jahren der jüngste Baumeister Österreichs.

Erzähl uns doch etwas über das Unternehmen – wie können wir uns das vorstellen?

Ich glaube, dass wir 30 bis 35 Personen waren, davon waren drei Lehrlinge.
Mein persönlicher Antrieb war definitiv, dass ich meinen Mitmenschen etwas beweisen wollte. Dafür habe ich hart gearbeitet, gelernt, gearbeitet….
 
Als ich 24 Jahre alt war, hat mir Herr Wachberger angeboten, die Firma zu übernehmen. Er hatte sie zuvor bereits meinem Vater angeboten, der jedoch abgelehnt hat. Ich habe nach kurzem Überlegen zugesagt und wollte damit Allen beweisen, dass ich – trotz meines jungen Alters – viel schaffen kann.
Die ersten Jahre war ich natürlich nicht alleine und somit auch nicht für die riesigen Geldbeträge und Ähnliches eigenverantwortlich. Herr Wachberger war sozusagen mein Ziehvater, da er selbst zwei Töchter hatte, die mit dem Bauwesen nicht viel am Hut hatten. Trotzdem wurde ich öfter ins kalte Wasser geschmissen und von jedem daraus resultierenden Misserfolg habe ich was gelernt.

Wie lernt man den Umgang mit Kunden?

Ich glaube, man bekommt durch sein Umfeld sehr viel mit. Im besten Fall natürlich, hilfreiche Sachen für das Auftreten im Beruf. Die Menschenkenntnis wächst ständig und über die Jahre sammelt man wertvolle Erfahrungen. Zusätzlich fällt es einem immer leichter, das Gegenüber einzuschätzen und auch zu wissen, ob ein Kunde zu einem passt oder nicht. Außerdem muss man mit den Kunden unterschiedlich agieren – sei es ein klassischer Häuslbauer, der sein ganzes Vermögen in sein Haus steckt oder ein Bauherr, der eine weitere große Halle baut. Man muss sich sehr an sein Gegenüber anpassen.

Wie gibst du deinen Erfahrungsschatz an die Mitarbeiter weiter?

Ich versuche, in erster Linie respektvoll mit allen umzugehen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Jeder soll sich wohl fühlen.
Solange man motiviert an die Sache geht, seine Arbeit gerne macht und lernen möchte, ist meiner Meinung nach alles möglich. Talent ist schön und gut, ich bin mir allerdings sicher, dass man mit dem richtigen Biss alles erlernen kann.

Wenn du an deine Ausbildungen zurückdenkst, kannst du dich an Lehrer / Mentoren erinnern, die dich beeindruckt haben?

Das waren eigentlich nie Lehrer im herkömmlichen Sinn. Herr Wachberger hat mich sehr beeindruckt. Man muss sich vorstellen, das Unternehmen wird in der dritten Generation geführt und es ist dementsprechend alles bestens vorhanden. Wir sprechen hier von ganz anderen Standards, die ich – als Mühlviertler Bauernbub – da erlebt habe. Zum Beispiel davon, dass am Mittwoch nachmittags auf den Golfplatz gegangen wird. Also für mich war das dazumal eine völlige andere Sozialschicht.
Mit Herrn Wachberger, der sehr charismatisch war, führte man Gespräche und war sofort dabei. Er war sozusagen mein Zugpferd.
Weiters gab es Herrn Kopetschek von der Bauakademie, der für mich ebenfalls so ein Typ ist, der nie still steht. Bei ihm habe ich mich oft gefragt, wie er alles unter einen Hut bekommt und gleichzeitig noch einen Ironman laufen kann.

Was war es, das dich weitergebracht hat?

Als ich Lehrling war, konnte sich jeder Polier auf mich verlassen. Wäre es dazu gekommen, dass wir an einer Baustelle länger zu tun gehabt hätten, wusste jeder, dass ich dabei war und bis zur letzten Sekunde mitgeholfen hätte. Oder auch, dass ich bei Schnupfen nicht sofort in Krankenstand gehe, sondern trotzdem in der Arbeit mein Bestes gebe. Ein weiteres Beispiel ist die Pünktlichkeit – auch wenn man zum Beispiel am Vortag fort war.

Wie stehst du zum Thema männlich / weiblich in der Technik? Gibt es bei euch in der Firma Frauen?

Dieses Thema ist auf jeden Fall sehr präsent. Ich bin auch zurzeit an einem Projekt beteiligt, wo wir ein Lehrmädchen als technische Zeichnerin eingestellt haben. Hierbei geht es meiner Meinung gar nicht um das klassische Frau / Mann-Thema. Ich finde es super, auch mit Frauen im ständigen Austausch zu sein, da sie oftmals andere Sichtweisen einbringen. Ich finde, die Technik ist sehr wohl auch für Frauen ein Traumjob. Es ist wunderschön, wenn man ein selbst gezeichnetes Gebäude in einem 3D-Programm schlussendlich in Natura begutachten kann.

Welche Lehrberufe bildet ihr aus und was ist euch dabei wichtig?

Wir bilden Lehrlinge als technische Zeichner und Maurer aus. Mittlerweile ist es so, dass ich jedem Polier einen Lehrling beistelle. Beide agieren als eine Einheit. Der Lehrling ist beim Polier bestens aufgehoben, er kümmert sich persönlich um ihn, und kann dadurch seine Talente und Fertigkeiten individuell fördern.

Ist es für dich wichtig, eigene Mitarbeiter im Unternehmen weit nach oben zu bringen?

Auf jeden Fall. Wir versuchen, jedem den Arbeitsplatz so angenehm und arbeitsfähig wie möglich zu gestalten und jeder Polier oder Baumeister hat bereits im Unternehmen gelernt. Leider kommt es zurzeit vermehrt zu Pensionierungen, welche nachbesetzt werden müssen und es gibt nicht mehr allzu viele Lehrlinge, die auch wirklich im Unternehmen bleiben wollen. Der Aufwand, der damit verbunden ist, ist folglich viel größer als noch vor zehn Jahren.

Was ist deine Grundmotivaton?

Meine Motivation ist mittlerweile, dass ich mir meiner großen Verantwortung bewusst bin. Die meisten meiner Mitarbeiter haben Familie und mit ihrem wohlverdienten Lohn muss extrem viel bezahlt werden. Dazu kommt, dass ich meine Firma erhalten und auf ein hohes Level bringen möchte. Nicht von der Größenordnung der Mitarbeiter her, sondern von der Qualität der Projekte. Damit wir mit den Großen mithalten können – und das machen wir mittlerweile auch. Was für mich gar nicht geht, ist das „stempeln gehen“ im Winter. Ich möchte nicht, dass meine Mitarbeiter im Winter keine Arbeit haben, deshalb kalkuliere ich jedes Wochenende aufs Neue durch, wie die kommende Woche aussieht.

Eine weitere Motivation ist natürlich auch meine Familie – meine Frau und meine Kinder. Meine Frau hat mich bereits mit 24 Jahren gekannt und hat mich in allen Phasen tatkräftig unterstützt. Ohne sie wäre vieles nicht möglich gewesen.

Welchen Tipp kannst du Jugendlichen geben, die bezüglich Ausbildung noch orientierungslos sind?

Mein Tipp ist, einen Weg anzufangen und ihn auch zu Ende zu bringen. Beim ersten Gegenwind darf man nicht sofort zurückschrecken. Schwierigere Phasen gehören dazu. Indem man sie überwindet, wird man immer selbstbewusster. Zusätzliche Wege ergeben sich anschließend sowieso.

Welchen Tipp hast du für Eltern parat?

Es ist nicht sinnvoll, Jugendliche in Schulen zu stecken, obwohl man im Vorhinein weiß, dass sie es nicht schaffen werden. Wichtig ist, die Stärken der Kinder herauszufinden und dort ansetzen, um gemeinsam den richtigen Weg zu finden. Man muss sich auch das Wesen des Kindes anschauen und die Berufsrichtung danach ausrichten. Viele denken, dass man mit einer Lehre eingeschränkt ist. Das ist jedoch gar nicht der Fall. Mit einer Lehre stehen einem alle Türen offen und es liegt immer an der Person selbst, was sie daraus macht.

Wenn du einen Job ausprobieren könntest, welcher wäre es?

Pilot würde mir gefallen. Das ist ein Beruf, den ich sehr gerne einmal ausprobieren möchte.

„Mit einer Lehre ist alles möglich. Ich war mit 23 Jahren damals der jüngste Baumeister Österreichs, ich geb’s ehrlich zu, mir hat das sehr getaugt“
Werner Kopatsch

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