Verena Zeiner

Pianistin

Wann hast du dich für den Beruf Musikerin entschieden? Ich habe mich bereits nach der ersten Klavierstunde im Alter von acht Jahren für diesen Beruf entschieden. Anfangs natürlich komplett unwissend darüber, dass es diesen Beruf gibt. Als Kind habe ich gesagt, ich möchte Klavierlehrerin werden und danach nie mehr einen anderen Berufswunsch gehabt. Dies liegt bestimmt einerseits daran, dass ich meine Klavierlehrerin sehr mochte, aber andererseits führe ich es auch darauf zurück, dass mich Musik begeistert und mir das Klavierspielen immer schon leicht gefallen ist. Ich komme aus keiner Musiker-Familie und wusste aus diesem Grund lange Zeit nicht, was der Beruf bedeutet beziehungsweise was dazugehört. Glücklicherweise hat mich meine Familie diesbezüglich immer unterstützt.   Hast du den klassischen Schulweg gewählt? Ja, ich habe die Volksschule besucht und danach ins Gymnasium gewechselt. Es hat in der Gegend, aus der ich komme, leider kein Musikgymnasium gegeben, deshalb habe ich in meiner Freizeit Klavierunterricht genommen. Nach der Matura, mit 18 Jahren, bin ich dann zum Studium nach Wien gezogen.   Dein Hauptinstrument ist Klavier, spielst du auch noch ein zweites? Nicht wirklich. Ich habe zwar eine Zeit lang, als Teenager und dann auch als Zweitfach an der Uni, Gitarre-Unterricht gehabt, das aber nie konsequent verfolgt. Auch schon als Teenager habe ich entschieden in Richtung Jazz zu gehen. Das klassische Klavierspiel ist da aber ein wichtiger Teil davon. Als mein „Zweites“ sehe ich die Bewegung. Ich habe auch Musik- und Bewegungspädagogik (Rhythmik) studiert und auch viel Tanz- und Bewegungstraining gehabt. In diesem Bereich bin ich auch aktuell an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien tätig. Ich unterrichte Instrumentalimprovisation. Und das oft im Dialog mit Bewegung.

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    Welche Studenten unterrichtest du? Gibst du diesen immer etwas mit? Was ist dir beim Unterrichten wichtig? Ich unterrichte Instrumentalimprovisation. Improvisation verstehe ich als Echt-Zeit-Komposition. Es ist dabei wichtig zu wissen, was man tut und da gibt es viel Handwerk zu erlernen. Gut gefällt mir, dass ich im Einzelunterricht lehre und somit 1-zu-1 mit den Studierenden arbeiten kann, um individuell auf die Fähigkeiten eingehen zu können. Mir ist es möglich, genau zu entscheiden, was mein Gegenüber benötigt und wie die Stärken bestmöglich gefördert werden können. Meiner Meinung nach kann man kein Instrument spielen, ohne ein ganz großes Körperbewusstsein zu entwickeln, denn das Instrument kommt nur zum Klingen durch die Bewegung des Körpers. Hierbei gibt es sehr viele Zusammenhänge, die man üben kann, wie beispielsweise das Entwickeln von Bewusstsein für sich selbst und für die eigene Gesundheit. Das Spielen eines Instruments ist ja auch Hochleistungssport.   Du bist auf mehreren Ebenen unterwegs, sprich Musikerin und Lehrende. Was ist dir dabei wichtig? Was treibt dich an? Das Klavierspielen zu Hause, in meinem Wohnzimmer, kann mir genauso viel geben wie das Spielen eines Konzerts. Denn das Üben mache ich nicht, weil ich danach auf der Bühne glänzen will, sondern, weil es für mich eine schöne Möglichkeit ist, sich mit mir und mit vielen anderen Themen auseinander zu setzen. Je mehr ich also gelernt habe, dass es hierbei um einen Prozess geht und nicht ständig um das Üben für einen Auftritt, umso eher kommen dann auch die Highlights. Man kann nicht alles planen, man benötigt auch Glück, gutes Timing und man muss die richtigen Menschen treffen. All diese und viele weitere Aspekte lassen sich nicht immer beeinflussen. Manchmal verpasst man durch stures Üben viel wichtigere Dinge. Das musste ich jedoch erst lernen und das geschieht nur durch die Erfahrung und durch das älter werden. Trotzdem ist es wichtig Visionen zu haben und sich Ziele zu setzen.   Hast du dabei gelernt „Nein“ zu sagen? Definitiv, anfangs ist es mir schwer gefallen „Nein“ zu sagen, aber sobald ich wusste weshalb ich Dinge mache ist es mir leichter gefallen.   Was beziehungsweise wer sind deine Vorbilder? Hattest du welche? Welche Menschen inspirieren dich? Was motiviert dich? Da gibt es viele und die wechseln sich immer wieder ab. Es gibt großartige Musikerinnen und Musiker, die mich durch ihre Musik inspirieren und motivieren. Es gibt aber auch viele, die mit Musik garnichts zu tun haben. Ich lese zum Beispiel sehr gerne, deshalb gibt es einige Autorinnen und Autoren, die mich sehr inspirieren. Aber auch Menschen aus meiner Geschichte oder meinem Umfeld, die mich in bestimmten Situationen unterstützen und begleiten. Aufgrund meiner Berufswahl gab es zum Beispiel immer viele Männer, die mir etwas beigebracht haben und die mich geprägt haben. Aus diesem Grund habe ich angefangen mir gezielt Frauen als Vorbilder zu suchen. Nicht nur in der Musikbranche, sondern Frauen, die ihren Weg selbst gemeistert haben. Das begeistert und motiviert mich ebenfalls meinen Weg zu gehen.   War diese Erkenntnis mit ein Grund weshalb du Fraufeld gegründet hast? Ja, gemeinsam im Team mit anderen großartigen Musikerinnen haben wir das gestartet. Einerseits gibt es in den Ausbildungen im Bereich Jazz und improvisierte Musik in Österreich nur eine Dozentin, sonst nur Dozenten. Andererseits gibt es mittlerweile aber auch viele Studentinnen und Musikerinnen. Das spiegelt sich auf den Bühnen jedoch noch nicht wider. Durch Veranstaltungen, Tonträger und Compilations wollen wir gezielt für Sichtbarkeit sorgen und die Musikerinnen vor den Vorhang bringen.

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  Ein Label zu gründen benötigt auch viele andere Sachen in Bezug auf Unternehmen und Organisation. Wie ist es dir dabei ergangen? Als Musikerin gehört es dazu, sich neben der Musik auch unzählige andere Bereiche zu erarbeiten. Ich mache fast meine gesamte Organisations-, Büro- und Sekretärinnenarbeit selbst. Deshalb bin ich es gewohnt viele Aufgaben zu erledigen, und nicht bloß ein Instrument zu spielen und so ist das bei vielen anderen Musikerinnen und Musikern auch. Bei Fraufeld sind wir zu viert. Wir führen diese Initiative als Verein und haben im Moment noch wenig Budget zur Verfügung, d.h. wir machen vieles immer noch ehrenamtlich, was sich auf lange Sicht natürlich ändern soll. Das Label das wir gegründet haben – arooo.records – ist eine weitere Möglichkeit Musikerinnen einen Raum für ihre Musik zu geben.     Nun hast du dein zweites Soloalbum herausgebraucht. Welche Geschichte steckt dahinter? Dieses Mal wurde die Musik stark inspiriert von der Beschäftigung mit dem Thema Liebe. Mit Fragen wie: Was bedeutet Liebe? Was steckt dahinter? Wie geht Liebe? Was sind Faktoren die Liebe leicht oder schwer machen können? Ich habe viel darüber gelesen, mich mit Autorinnen auseinander gesetzt. Ich habe mich gefragt: welche Bedeutung hat Liebe heute? Wie kann ich als Frau 2020 damit umgehen? Ich habe mich dem Thema über Musik angenähert und versucht meine Worte dafür zu finden.

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  Hast du Tipps für Jugendliche für die Berufsentscheidung? Hab keine Angst einen Weg einzuschlagen, auch wenn er anders ist als der deines Umfelds. Mach das, was dich neugierig macht. Schwierigkeiten können immer und überall auftauchen, das ist ganz normal. Man kann aber lernen daran zu arbeiten und die eigenen Grenzen zu erweitern. Am Ende steht immer was Gutes und man hat eine Hürde überwunden. Hör auf dich und dein Herz. Hab keine Angst vor Entscheidungen, die womöglich anders sind als die deiner Mitmenschen oder deiner Freund*innen. Geh ruhig einen ungewöhnlichen Weg. Solang er dich glücklich macht ist es der richtige. Lerne, den Kurs auch abzuändern, wenn dich deine tägliche Arbeit nicht erfüllt. Probiere dich aus. Sei mutig Fragen zu stellen, suche dir Vorbilder und Mentor*innen, die dir Einblicke geben können.   Hast du in deiner bisherigen Laufbahn auch nicht musikalische Jobs absolviert? Als Teenager habe ich Ferialjobs absolviert, die nur zum Teil musikalisch waren. Ab 15/16 habe ich in einem Kulturbüro gearbeitet, bei dem ich Tickets für Theater und Konzerte verkauft habe. Als Studentin habe ich begonnen zu unterrichten und privat Klavierunterricht gegeben, um mir Geld zu verdienen.   Hast du einen Tipp wie man herausfindet, was man gut kann? Ich glaube es ist schwierig für junge Menschen zu formulieren, was sie gut können, weil wir ein Schulsystem haben in dem sie ständig hören, was sie schlecht können. Meistens kann man Sachen gut, die man gerne macht oder umgekehrt: weil man etwas gerne macht, macht man es oft und übt es oft und dadurch kann man es gut. Meiner Meinung nach kann man in allem gut werden, wenn man es oft genug wiederholt. Man wird vielleicht mit einer Anlage geboren, die eine Neugierde für ein Thema auslöst und entwickelt. Durch ständiges Wiederholen des Handwerks wird man immer besser und somit macht man es gerne.    

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