STEFAN ARBEITHUBER

 VON MO.POINT

Lesedauer: 15 Min.

Stefan Arbeithuber, Geschäftsführer & Partner von MO.Point führt ein Unternehmen, wo Nachhaltigkeit groß geschrieben wird.  Das Wiener Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die Mobilität der Menschen zu vereinfachen und die Lebensqualität in den Städten zu verbessern.

Stefan Arbeithuber ist Absolvent der Kunst-Uni in Linz, sowie der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Sein Studium Industrial-Design lieferte ihm ein gutes Know-How für seinen Werdegang. Darüber hinaus suchte er stets die Nähe zur Praxis und entschied sich sehr bald für die Selbstständigkeit. Heute ist er selbst als Lehrender und Lektor berufsbegleitend tätig, freut sich über den Austausch mit seinen Studenten und gibt seine Erfahrungen weiter.

Stefan spricht sich dafür aus, vieles auszuprobieren, damit jeder genau herausfinden kann, was ihm am Herzen liegt. Mehr dazu und wie wichtig die Rolle der Familie und der Freunde ist, findest du im Interview!

Wenn du auf deinen Werdegang zurück blickst, erzähl einmal von deinem Schulweg! Wie ist es dir in der Schule ergangen?

Ich habe den Kindergarten sowie die Volksschule in meinem Heimatort Dietach besucht. Danach habe ich ins Gymnasium nach Steyr gewechselt, also in die nächstgrößere Stadt im Umfeld. Damals habe ich die Entscheidung zur Wahl der Schule stark an meinen Freunden orientiert – dorthin, wo die meisten Freunde gegangen sind bin ich auch gegangen. Diese Entscheidung habe ich eigentlich nie bereut. Ich könnte mir nur vorstellen, dass mir eine HTL auch gut gefallen hätte, da ich gerne handwerklich aktiv bin. Ich habe schon immer gesucht was mir gefällt und bin damals durch Zufall aufs Jonglieren gestoßen. Das hat zwar nicht direkt mit meinem beruflichen Werdegang zutun, hat mich aber dennoch sehr geprägt.

Mir wurde mit Jonglieren und Akrobatik bereits in jungen Jahren bewusst, dass man etwas machen kann, das begeistert und viel Freude macht. Ich habe durchs Jonglieren schon früh gelernt vor einem Publikum zu stehen und mein Können zu präsentieren.

Außerdem konnte ich meinem Umfeld etwas weitergeben, was damals mein Selbstwertgefühl gesteigert hat und für mich auch heute noch ab und zu eine schöne Freizeitbeschäftigung und gute Unterhaltung mit Kindern ist.

Wodurch ich ebenfalls sehr viel für mein Leben gelernt habe war der Zivildienst. Ich habe ihn im Ausland absolviert, was anfangs ein wenig mühsam war, da alle Informationen und Bewerbungen per Postweg versendet werden mussten. Ich habe es jedoch geschafft 14 Monate in Ecuador zu verbringen, obwohl ich anfangs kaum ein Wort Spanisch sprechen konnte. Ich habe in der Zeit mit Straßenkindern gearbeitet und Sozialarbeit geleistet, ohne eine Ausbildung diesbezüglich zu haben. In dem Jahr in Ecuador habe ich enorm viel gelernt und es hat mir sicher in vieler Hinsicht die Augen geöffnet. Es war eine Erfahrung in meinem Leben, die ich keinesfalls missen möchte. Nach meinem Zivildienst begann ich ein Studium, das meine Fähigkeiten und Fertigkeiten gänzlich widerspiegelte und studierte Industrial Design an der Kunstuni in Linz.

Wie war zu deiner Studienzeit der Ablauf, um an der Kunst-Uni „Industrial Design“ studieren zu können?

Ich wusste zuvor, dass von zirka 100-200 Bewerbern zwischen fünf und zwölf Studierende aufgenommen werden. Deshalb habe ich mir sehr gut vorbereitet und eine Mappe mit eigenen Werken erstellt. Dazu gehörten extra für die Mappe gezeichnete Zeichnungen, aber auch welche aus der Schulzeit, die ich aufbereitet habe. Zusätzlich musste man noch 1-2 Tage intensiv vor Ort an Aufgaben arbeiten. Dabei war man einerseits in einer Konkurrenzsituation, mir hat jedoch sehr gut gefallen mit Menschen, die die gleichen Interessen haben beisammen zu sein. Zu Beginn meiner Studiums in Linz habe ich alleine in einer Wohnung gewohnt, wodurch mir die Verbundenheit zu den Mitstudierenden ein bisschen fehlte. Da wir jedoch bloß sechs Studierende im Jahrgang waren war es an der Uni sehr familiär.

100
Bewerber
5
Studierende

Hast du gerne studiert? Was sind deine schönsten Erinnerungen aus dem Studium?

Natürlich hat mir das Studentenleben generell sehr gut gefallen und da gibt es noch viele Erinnerungen, an die ich gerne zurück denke. Es war aber auch eine Zeit, in der ich sehr nach meinem Weg gesucht habe, vieles hinterfragt habe, und mit dem Stereotyp des Industrial Designers auch gehandelt habe. 

Besonders ist mir die Zeit meiner Diplomarbeit im Gedächtnis geblieben, da ich dabei drei Monate in den Niederlanden geforscht habe und dort an der TU Delft ein sehr inspirierendes Umfeld kennenlernen durfte. Besonders in Erinnerung habe ich den damaligen Professor des Instituts, der mir nicht nur fachlichen Input zur Diplomarbeit gab. 

Er half mir zusätzlich sogar, eine Wohnung zu finden. Diese flachen Hierarchien kannte ich bis dahin nicht – und konnte dies auch selten in Österreich wiederfinden. Bei meiner Diplomarbeit selbst, war es mir wichtig, etwas zu bewirken. Ich habe daher über Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung geforscht und Prozesse beschrieben, wie man Produkte nachhaltig gestalten kann.

"Ich denke sehr gerne an mein Studium zurück!"
Stefan Arbeithuber

Hast du während deines Studiums ein Auslandssemester absolviert oder immer in Linz studiert?

Ja, ich habe ein Auslandssemester in Las Palmas auf Gran Canaria, Spanien absolviert. Ehrlich gesagt stand in der Zeit das Wellenreiten an erster Stelle, das ich in dem Semester für einen Österreicher recht passabel erlernen konnte. Zusätzlich ist in dieser Zeit die Idee zur Gestaltung einer eigenen Marke für T-Shirts und Street-Wear in den Vordergrund gerückt. Ein Freund und ich waren sogar am Überlegen ein Unternehmen hierfür zu gründen. Wir haben Designs gestaltet, selbst T-Shirts bedruckt und im Freundeskreis verkauft. Rückblickend habe ich dabei eigentlich gelernt, wie ich mich und wir uns organisieren können und was es heißt, Entscheidungen zu verhandeln. Meinen zweiten Studienabschnitt habe ich von Wien aus gemacht und somit auch zusätzliche Kurse an der Hauptuniversität Wien sowie auch auf der Universität für Angewandte Kunst in Wien belegt.

Wie ging es nach deinem Studium weiter?

Nach dem Studium habe ich mich selbstständig gemacht und war zunächst als Freelancer für Unternehmen tätig. Anfangs eigentlich bloß, weil ich nichts anderes unmittelbar nach dem Studium gefunden habe. Nach ungefähr einem halben Jahr

hat sich beim Unternehmen Spirit Design eine Position ergeben. Spirit Design ist eine Designagentur in Wien, die Beratung sowie integrierte Designleistungen wie Produkt- und Brand-Design anbieten. Ich war in der Beratung zu Design- und Innovationsmanagement tätig.

Wie war die Zeit bei Spirit Design?

Ich verbinde die Zeit mit vielen positiven Emotionen. Es war eine sehr fordernde Zeit mit vielen unterschiedlichen Dynamiken. Als ich zu dem Unternehmen gekommen bin, arbeiteten rund zehn Personen dort und als ich 8 Jahre später die Firma verlassen habe, waren es doppelt so viele. Ich hatte die Gelegenheit, bei Spirit Design vielfältige Leistungen in der Beratung durchzuführen und arbeitete an der Schnittstelle zwischen Kunden und Designteams. In den letzten Jahren übernahm ich zusätzlich vermehrt Managementaufgaben und war für die Teilbereiche der Geschäftsführung – Personal und IT – zuständig.

Warum bist du von Spirit Design weg gegangen?

Einerseits waren es wirtschaftlich turbulente Zeiten und andererseits hatte ich da bereits das starke Bestreben verspürt, eigenständiger zu arbeiten und mein Ding zu machen. Zur selben Zeit, 2014-15 habe ich einen alten Freund aus dem Steyrer Umfeld wieder

öfters getroffen und wir haben bemerkt, dass uns ähnliche Themenstellungen zum Thema Mobilität interessieren. Mein Kollege, der aus der Raumplanung kommt, sieht das aus der ganzheitlichen und langfristigen Perspektive der Stadt- und Verkehrsplanung und ich brachte meine Sichtweise

aus der Design- und Benutzer-Perspektive ein. Uns war es ein großes Anliegen, Mobilität nachhaltiger zu gestalten und wir konnten ein gemeinsames Kooperationsprojekt mit unseren damaligen Arbeitgebern durchführen. Ich bin schließlich ein Jahr in Bildungskarenz gegangen und habe die Zeit genutzt, um unser Unternehmen MO.Point aufzubauen.

Es hat mir sehr gut gefallen, dass ich selbst etwas bewirken konnte und dadurch selbst mein Einkommen verdiene. Man muss aber auch die andere Seite erwähnen, dass man als Unternehmensgründer auch mal zweifelt und überlegt, ob das alles Zukunft hat. Durch all die kleineren und größeren Herausforderungen die auftauchen können, wächst man aber auch über sich hinaus und wird widerstandsfähiger. Ich habe mich in den Gründungsjahren auch breiter aufgestellt und eine Unternehmensberatung angemeldet sowie eine nebenberufliche Tätigkeit als Lektor an einer FH begonnen. Das hat mir meine Angst vor zu wenig Aufträgen genommen, Mittlerweile haben wir eine sehr stabile Auftragslage und ich habe meine Nebentätigkeiten wieder reduziert. 

Jetzt sind wir operativ zu viert. Unser Kernthema ist die Verknüpfung von Wohnen und Mobilität. Bekanntlich starten und enden die meisten Wege – konkret 80% zu Hause. Wenn ich also das eigene Mobilitätsverhalten und der CO2-Fußabdruck meiner Mobilität verbessern möchte, muss man dort ansetzen. Deshalb bieten wir Car- und Bikesharing-Angebote für Immobilien an. Dies funktioniert sehr gut in Städten mit großen Wohnhausanlagen sowie Grätzeln. Unser Ansatz ist, dass wir direkt mit den Bauträgern zusammenarbeiten. Unser Ziel ist es, dass das Car- und Bikesharing zur Standard-Ausstattung von Gebäuden wird – so wie ein Parkplatz oder auch eine Gemeinschaftsraum, der von allen Bewohnern eines Wohnblockes genutzt werden kann. Wir vermieten Autos, vorwiegend Elektroautos, E-Bikes, Elektro-Lastenräder, E-Mopeds sowie Elektrische Tretroller und demnächst werden auch Fahrrad-Anhänger und einige weitere Produkte folgen. Wir wollen ein Netzwerk an so genannten Mobility Points schaffen, an denen man für jeden Einsatz das passende Fahrzeug ausborgen kann. Wir haben gemerkt, dass diese Themen sehr neu sind und viel Aufklärarbeit benötigen. Sie sind aber auch immer mehr gefragt. Mittlerweile haben wir auch schon große Projekte bei Büro- und Gewerbeimmobilien, wo Unternehmen unsere Dienstleistungen nutzen.

Als Geschäftsführer hat man die volle Verantwortung und fühlt sich auch verantwortlich für alles. Man merkt was eigentlich alles dahinter steckt, man spürt aber auch was alles möglich ist und was erreicht werden kann. Man Selbstwirksamkeit ist wohl das passende Begriff dafür. Man hat also viele Möglichkeiten, etwas zu machen und seine Wünsche in die Realität umzusetzen. Es liegt aber auch an einem selbst, sich auch in schwierigen Situationen zu motivieren, die Ziele zu verfolgen und falls notwendig sich selbst aus einem emotionalen Tief herauszuziehen.

Tipps für Jugendliche

Wenn dich ein Jugendlicher fragt, was er machen soll oder wie er seinen zukünftigen Weg gestalten soll, welchen Rat kannst du geben?

Ich würde in erste Linie nach den persönlichen Interessen fragen und auf mein Gegenüber individuell eingehen. Oftmals fällt es jungen Menschen schwer eigene Interessen und Fähigkeiten zu nennen, indem man die Fragen richtig formuliert kann man jedoch gemeinsam Möglichkeiten für den zukünftigen Weg finden.

Welche Tipps kannst du Jugendlichen generell geben, den eigenen Weg zu finden?

Meiner Meinung nach ist das Vertrauen in sich selbst das Wichtigste. Es muss einem bewusst werden, was man kann, damit man die eigenen Stärken bestens einsetzen kann. Es ist essenziell die eigenen Bedürfnisse wahr zu nehmen und auch einzufordern. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Mensch etwas bewirken kann, egal mit welchen Kenntnissen und Vorstellungen.

Tipps für Eltern und Erziehungsberechtigte

Ich glaube es ist sehr wichtig, dass man als Elternteil den Kindern die Möglichkeit gibt Grenzen auszutesten. Speziell ist das Ausprobieren vieler verschiedener Bereiche ist meiner Meinung nach ganz wichtig. Wenn beispielsweise ein Kind keine Lust hat eine weiterführende Schule zu besuchen, liegt es an den Erziehungsberechtigten hinzuhorchen: Welche Bedürfnisse stehen dahinter? Was sind die Beweggründe? Ist es das soziale Umfeld, oder sind es tatsächlich die Lehrinhalte? Oft werden weiche Faktoren und Emotionen unzureichend berücksichtigt. Es liegt an den Eltern und dem erwachsenen sozialen Umfeld, dem Kind andere Perspektiven, wie zum Beispiel eine Lehre, zu eröffnen und die Kompetenzen zu fördern, die dem Kind auch Freude bereiten. Oftmals lernt man erst kennen, was einem am Herzen liegt, wenn man viele Sachen zuvor ausprobiert hat. Ferialjobs können hierfür ebenfalls sehr hilfreich sein, um unterschiedliche Branchen kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln. All dieser Erkenntnisse können einem auf seinem Werdegang helfen.

Wie erlebst du deine Arbeit als Lektor und Lehrender mit deinen Studenten?

Ganz unterschiedlich, manche Studierenden stecken fix im Job und bringen bereits fundierte Erfahrungen mit, währenddessen andere noch in der Findungsphase sind. Allen gebe ich mit, dass sie ihren eigenen Weg gehen sollen und etwas bewirken können.

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