Lisa Birklbauer

Die weibliche „Mechanik-Meisterin“ – mit Matura

Lisa Birklbauer
Motivierende Einblicke in eine von Männern besetzte Domäne – die Mechanikerin Lisa Birklbauer, bald mit Matura und KFZ-Meisterprüfung steht leidenschaftlich gerne in der Werkstatt, repariert und optimiert Fahrzeuge. Sie ist fasziniert von der Technik, tüftelt gerne und hat kein Problem damit, schmutzige Hände zu bekommen.

Nicht ganz ohne Gegenwind hat Lisa sich ihren Berufswunsch erfüllt. Vielleicht gerade deshalb ist sie ihrer Berufung gefolgt und hat die Lehre als Mechanikerin begonnen. Ihre Eltern und ihr Ausbildungsbetrieb haben sie stets unterstützt, Wille und Durchhaltevermögen hat sie im Übermaß selbst mitgebracht. Eine gute Schülerin war sie immer schon, neben der Lehre galt’s aber dann auch noch in der Abendschule zu büffeln, um berufsbegleitend mit Matura abzuschließen. Damit das Lisa-Power-Paket vollkommen ist, macht sie auch noch die KFZ-Meisterprüfung. 

Ob zum Ausgleich oder als Teil ihrer Energie ist Lisa auch noch Landjugendleiterin – aus innerer Überzeugung und Freude an der Gemeinschaft.

Dass Sie nebenbei auch noch Auto-Rallye mit ihrem besten Freund fährt, wundert jetzt wohl niemanden mehr 🙂

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Wolltest du schon immer KFZ-Mechanikerin werden?

Nach der Hauptschule hatte ich zwei Möglichkeiten ins Auge gefasst: Die Mechatronikschule in Haslach oder eine Lehre als KFZ-Technikerin. Die Mechatronikschule schließt allerdings nicht mit der Matura ab. Somit war es klar für mich, dass ich eine Lehre machen werde und parallel dazu die „Lehre mit Matura“.

Im Anschluss an die Hauptschule Reichenthal ging ich in die Polytechnische Schule in Bad Leonfelden. Wir hatten die Möglichkeit, in verschiedenen Berufen zu schnuppern. Dabei erkannte ich sofort, dass ich kein “Büromensch“ bin. Das war mir einfach zu langweilig. Ich wollte einer manuellen Tätigkeit nachgehen und bei der Arbeit meine Hände einsetzen. Das Schnuppern im Autohaus Bad Leonfelden hat mir sofort Spaß gemacht und so habe ich mich unmittelbar danach dort beworben. Ende Oktober war bereits die Zusage für meinen Lehrplatz als KFZ-Technikerin da.

Wie war das dann mit dem Umstieg ins (männlich dominierte) Berufsleben?

Im August begann ich meine Lehre als KFZ-Technikerin. Die ersten drei Wochen waren ziemlich anstrengend. Ich fiel abends teilweise ohne Essen ins Bett, weil ich so erledigt war. Eigentlich war ich das Arbeiten von zu Hause ja gewohnt, da wir ja eine Landwirtschaft haben, aber das von “früh bis abends“ durchgehend zu arbeiten, ist wieder etwas völlig anderes. Die Aufgaben, die es zu tun gab, waren teilweise sehr stark. Besonders intensiv war – gleich zu Beginn – die “Reifenwechselzeit“.

Im ersten Lehrjahr montiert und wuchtet man hauptsächlich die gelagerten Reifen. Umgesteckt wurden sie dann von den jeweiligen Technikern. Diese drei Wochen waren schon ziemlich anstrengend. Ab dem zweiten Lehrjahr durften wir selbstständig arbeiten – natürlich unter Aufsicht unserer Ausbilder

Und dann gleich der Start in die „Lehre mit Matura“ – wie läuft das ab?

Im ersten Lehrjahr startete ich bereits in Bad Leonfelden mit den Vorbereitungskursen für die “Lehre mit Matura“. Das erste Lehrjahr ist wirklich verflogen. Die Berufsschule begann erst im 4. Turnus von April bis Juni. Die Berufsschule war für mich insofern anfangs ein komisches Gefühl, weil ich da niemanden kannte. Anders als zuvor in der Volks- oder Mittelschule, wo man viele kennt und somit der Einstieg leichter fällt. Ehrlich gesagt, war dritte Klasse die schwierigste. In den ersten beiden Jahren lernten wir das Grundwissen. In der dritten Klasse ging es ins Detail und da gab es viel zum Lernen. Parallel dazu lernte ich ja auch für die Englisch-Matura. Es war eine intensive Zeit. 

Ich hatte drei Mal in der Woche Abendschule und Samstag (später dann auch am Sonntag) noch Kurs. Kurz vor der Lehrabschlussprüfung maturierte ich schriftlich und mündlich in Deutsch. Die Mathematik Matura hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon in der Tasche. 

Zeitgleich mit der Lehrabschlussprüfung hatte ich meine Deutsch Matura – dies war eine große Herausforderung für mich.

Wie war das in dieser Zeit mit Freunden, Privatleben…?

In dieser Zeit habe ich für mich erkannt, wer meine Freunde sind und wer nicht. Ich hatte wirklich wenig Zeit und musste oft “nein“ sagen. Dadurch lösten sich viele Freundschaften auf. Mein Ehrgeiz aber hat mir geholfen, diese starke Zeit durchzustehen.

Im Großen und Ganzen war es eine wirklich intensive Zeit, dafür mit dem schönen Resultat, “Lehre mit Matura“ zu bestehen. Somit konnte ich auch mit dem Verzicht gut umgehen.

Die Lehrabschlussprüfung war ja erst der Anfang, was kam dann?

Für den Abschluss zur „Lehre mit Matura“ fehlt mir nur noch das Fachgebiet. Ich konnte zwischen Maschinenbau oder „Meister“ wählen. Darum habe ich mich für eine Bildungskarenz von vier Monaten entschieden, um mich gezielt darauf zu konzentrieren, für den „Meister“ zu lernen.

Die Meisterprüfung muss ich aus der eigenen Tasche bezahlen – dafür habe ich gespart – immerhin fast EUR 10.000,00.

Nach der Bildungskarenz ging’s wieder zurück zum Autohaus. Gott sei Dank hat mich die Firma immer unterstützt, um das alles auch „durchziehen“ zu können. Das ist ein großes Geschenk.

Verrate uns doch ein paar Tricks, die dir helfen erfolgreich zu lernen. Wie merkst du dir was?

Oft wiederholen. Was auch hilft (habe ich selber nicht geglaubt), ist, sich vor den Spiegel zu stellen und zu reden. Noch einmal alles aufschreiben und nachlesen.

Jeder kann ALLES lernen. Es braucht (nur) Freude, Mut und Ausdauer.
Lisa Birklbauer
Lisa Birklbauer

Was braucht es wirklich, um sich für einen technischen Beruf zu entscheiden?

Jeder kann alles lernen. Für die Technik braucht man zuerst einmal einen Hausverstand. Fingerfertigkeit, Kraft und Genauigkeit sind in diesem Beruf aber genauso wichtig. Es gibt auch Arbeiten, bei denen die Teamarbeit sehr gefragt ist und Vieles erleichtert.

Ein wesentlicher Punkt, den du als Rat weitergeben kannst?

Man sollte auch keine Scheu davor haben, andere Kollegen, Meister… nach ihren Erfahrungen zu fragen, sich Tipps zu holen und eventuell sogar einmal helfen zu lassen. Dabei kann man viel Zeit sparen.

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Was braucht es, um im Job Spaß zu haben?

Natürlich einmal Freude am Tun – also an der Arbeit. Für mich ist auch das Umfeld wichtig. Ich fühlte mich im Autohaus schon beim Schnuppern sehr willkommen und deswegen hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl und Spaß an der Arbeit.

Ausschlaggebend können auch die Unterrichtsfächer in der Schule sein. Bist du gut in Mathematik, ist es schlau, sich etwas zu suchen, wo du viel rechnen kannst. Oder wenn du gut in Deutsch bist, dann such dir etwas, wo du die Sprache einsetzten kannst – ob schriftlich oder mündlich. Bleib erfinderisch. Und mutig!

Dein Hobby hängt ja mit deinem Beruf zusammen und fällt auch eher in die „Männer-Domäne“.

Oh ja, ich fahre leidenschaftlich gerne Auto-Rallye.

Das beginnt ja nicht erst beim Rennen, sondern schon zwei bis drei Tage vorher.

Bei meiner ersten Rallye sind wir zuerst einmal laut Streckenplan alles abgefahren. Der Fahrer sagt mir dann zum Beispiel 100 links 3, das bedeutet in 100m kommt eine Linkskurve mit der Stärke 3, ich schreibe das dann auf und bei der Rallye selbst sage ich ihm die aufgeschriebenen Zeilen an. Bei der Rallye selbst geht das dann nur in 5-facher Geschwindigkeit im Vergleich zum Besichtigen. Früher wollte ich selber fahren, jetzt nicht mehr. Ich bin gerne die Beifahrerin: Meine Aufgaben sind, die Nennung schreiben, Startgeld überweisen, Zimmer buchen… 

Als Beifahrer braucht es viel Vertrauen zum Fahrer. Teamwork ist hier Voraussetzung. Wir hatten schon einen Klassensieg, allerdings leider auch einen Unfall bei der Jänner-Rallye 2020. Das hinterließ Spuren – ich konnte 2 Monate in kein Rallye-Auto mehr einsteigen. Dank meines Vertrauens zum Fahrer, bin ich aber jetzt wieder dazu bereit.

Photo by Michael Bräuer

Dein Tipp an alle Eltern:

Lasst die Kinder ausüben was sie möchten – auch, wenn sie dann vielleicht einmal auf die „Nase fallen“.

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