Karin Voglhofer

"Es sind die Kleinigkeiten, die etwas verändern ..."

Karin Voglhofer ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin im Ordensklinikum Linz Elisabethinen.

Sie hat sich im zweiten Bildungsweg dafür entschieden, den Beruf der Gesundheits- und Krankenpflegerin zu erlernen. Davor hatte sie eine Lehre zur Frisörin absolviert, ebenfalls mit Begeisterung. Ihre große Leidenschaft, anderen zu helfen, konnte sie mit der zusätzlichen Ausbildung verwirklichen.

Mit ihrer offenen und herzlichen Art liegt ihr die Gesundwerdungsphase ihrer Patient*innen am Herzen. Es sind die Kleinigkeiten, die etwas verändern. Ein nettes Wort, aufmerksames Zuhören, eine ehrliche Geste. Jeder von uns ist dankbar, wenn wir im Krankenhaus sozial und kompetent gut aufgehoben sind.

Welchen Mut es braucht, einen anderen Bildungsweg einzuschlagen und mit welcher Entschlossenheit Karin Voglhofer diesen verfolgt hat, könnt ihr im Interview nachlesen. Denn die Freude macht den Job ein Stück bunter, schafft mehr Tiefe und motiviert uns von innen heraus.

diplomierte Gesundheit- und Krankenpflegerin im Ordensklinikum Linz Elisabethinen

Wann hast du gemerkt, dass du dich beruflich umorientieren und die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin absolvieren möchtest?

Generell arbeite ich unheimlich gerne mit Menschen. Mir gefällt die Einzigartigkeit jedes Einzelnen. Bei meiner ersten Berufsentscheidung, eine Lehre als Frisörin, spielte diese Leidenschaft wesentlich mit. Auch hier ist man täglich im direkten Kontakt mit Menschen. Nach der Lehrzeit habe ich ein Jahr lang als Frisörin gearbeitet, die Arbeit hat mir Spaß gemacht, jedoch erfüllt hat sie mich nicht. Ich hatte stets im Hinterkopf, dass ich lieber Krankenpflegerin werden möchte. Diese Ausbildung konnte man zu diesem Zeitpunkt nur mehr ein Jahr lang ohne Matura beginnen, danach hätte ich die Matura nachmachen müssen. Diese Tatsache hat mich zusätzlich motiviert und habe die Ausbildung als Krankenschwester rasch begonnen. Im September 2019 habe ich meine Ausbildung mit der Diplomprüfung vollendet.

Wo hat dein Schulweg begonnen und wie kam es zum ersten Schritt ins Berufsleben?

Ich habe in Tragwein die Volks- und Hauptschule besucht. Danach habe ich ein Jahr die Haushaltungsschule in Erla besucht. Ich habe überlegt, die 3-Jährige zu besuchen, weil ich unabhängig von meinen Eltern sein wollte, mein eigenes Geld verdienen und arbeiten wollte. Aus diesem Grund habe ich in Gallneukirchen eine Lehre als Frisörin absolviert.

Gab es zu diesem Zeitpunkt bereits Lehre mit Matura?

Ja, ich hatte auch die besten Voraussetzungen dafür, da ich jedes Berufsschuljahr mit Auszeichnung absolvierte. Ich habe mich allerdings dagegen entschieden, da ich immer schon Krankenschwester werden wollte und die Lehre mit Matura für mich zu lange gedauert hätte.

Wie ist es dir bei der Entscheidung ergangen, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen?

Ich dachte mir „jetzt oder nie“. Ich habe mich im Med-Campus 3 beworben, wo ich leider eine Absage erhielt. Zusätzlich habe ich mich noch in Freistadt beworben – dort wurde ich glücklicherweise aufgenommen. Im Nachhinein bin ich stolz auf mich, dass ich diese Entscheidung so konsequent durchgezogen habe.

Wie haben deine Eltern auf den Berufswechsel reagiert?

Anfangs war meine Mutter die treibende Kraft, die meinte ich soll doch noch ein Jahr arbeiten, um auch das Arbeiten außerhalb der Lehrzeit kennenzulernen. Sie bemerkte allerdings sehr schnell, dass ich als Frisörin nicht glücklich bin und hat mich sehr in Richtung neuer Ausbildung unterstützt.

Man muss flexibel, mitfühlend und offen sein. Manchmal bin ich als Sekretärin tätig und dann wieder als Pflegerin. Es bleibt abwechslungsreich und ich bin stets gefordert.

Ich komme von einem sehr kleinen Krankenhaus in Freistadt und jetzt in Linz zu sein, ist eine große Veränderung. Die Stationen sind viel größer, die Abläufe funktionieren anders und viele der Krankheitsbilder in Linz hatten wir in Freistadt gar nicht. Meine ersten drei Monate, in denen ich eingeschult wurde, waren schon sehr herausfordernd.

Zu Beginn lernt man den Ablauf kennen und bekommt einen generellen Überblick. Im Anschluss wurden mir die internen Standards beigebracht. Später geht es ins Detail für die täglichen Arbeitseinsatz als Krankenpflegerin.

Im Vordergrund ist es wesentlich, dass sich alle wertgeschätzt fühlen und man vom klassischen Hierarchiedenken absieht und im Miteinander arbeitet. Bei uns sind wir alle per Du, und das erleichtert einiges. Wir können nicht ohne Ärzte – und sie nicht ohne uns.

Die Ausbildung zur Krankenpflegerin startete im schulischen Bereich. Wir hatten eine tolle Klassengemeinschaft und ich habe mich wohl gefühlt. Mein erstes Praktikum habe ich auf einer internen Station absolviert, auf der zirka 90 % der Patienten pflegebedürftig sind. Überdies habe ich in der ersten Woche gleich einen Tod miterlebt, das war zu Beginn sehr hart. Hierfür muss man auf jeden Fall ausreichende Psycho-Hygiene durchführen.

Dies ist abhängig von der Dienstplaneinteilung. Es kann sein, dass ich Visitendienst habe oder ich bin für die Pflege zuständig. Morgens werden zuerst Infusionen ausgeteilt. Anschließend werden die Patienten beim Frühstücken unterstützt und danach findet die Koordination für die Untersuchungen statt. Am Vormittag findet die Visite statt, dafür benötigt man einen guten Überblick und gute Kolleg*innen, auf die man sich verlassen kann.

"Mit Entschlossenheit seinen Berufsweg gehen"
Karin Voglhofer
diplomierte Gesundheit- und Krankenpflegerin im Ordensklinikum Linz Elisabethinen

Wie funktioniert bei euch die Arbeitsaufteilung? Welche Aufgaben gibt es zusätzlich zu tun?

Ich arbeite auf der Kardiologie, wir sind ein großes Team. Darüber hinaus gibt es noch zwei Sekretärinnen, die sich um jegliche administrative Tätigkeiten kümmern. Die Dokumentationen für die Patienten führen die Krankenpfleger*innen durch. Wenn es einem Patienten nicht gut geht, wird das von den Krankenpfleger*innen dokumentiert – zum Beispiel, wenn der Patient Fieber hat. Anschließend wird der Turnusarzt oder der Oberarzt informiert und entscheidet über die weiteren Maßnahmen.

Welche Lehrer haben dich während deiner Schullaufbahn beeindruckt?

In der Haushaltungsschule Erla hatten wir eine Lehrerin, die mir immer gut zugesprochen und mich in gewissen Situationen sehr gefordert hat. Diese Lehrkraft hat es geschafft, dass ich mir ein eigenes Dirndl genäht habe. Sie hat an mich geglaubt, mich gefordert und gefördert.

Hast du dir während deiner Schulzeit Gedanken über deine berufliche Zukunft gemacht?

In der Volksschule wollte ich Frisörin werden und während meiner Hauptschulzeit plante ich die 3-jährige Haushaltungsschule zu absolvieren, um danach direkt eine Ausbildung zur Krankenpflegerin zu beginnen.

Hattest du eine Zeit in der Schule, wo die Begeisterung für die Schule nachgelassen hat?

Geschwänzt habe ich die Schule nie, jedoch hatte ich mit 13 Jahren eine Zeit, in der ich die Schule vernachlässigt habe. Ein „Nicht genügend“ hatte ich nie, doch in den Lernfächern wie Physik, Chemie, Biologie… war ich faul und wollte nicht lernen, deshalb hatte ich schlechtere Noten.

Wurdest du von deinen Eltern aktiv bezüglich der Berufsentscheidung unterstützt?

Es war rasch klar, dass ich eine Lehre als Frisörin absolvieren werde. Wir durften von der Schule aus, verschiedene Praktika machen. Ich wurde immer zu 100 % von meinen Eltern unterstützt. Egal ob ich eine Lehre, Matura oder die PTS machen wollte.

Was gibst du Jugendlichen mit, die bereits in einem Job sind, aber darin nicht glücklich sind?

Ich empfehle, auf das Bauchgefühl zu hören und so viel wie möglich anzuschauen und kennenzulernen. Der Beruf der Frisörin war für mich auch sehr lehrreich und ich bin froh, dass ich die Lehrlingsausbildung trotzdem abgeschlossen habe.

Welchen Tipp kannst du Eltern von Jugendlichen geben?

Ich finde, die Unterstützung der Eltern ist für Jugendliche enorm wichtig, egal in welcher Lebensphase sich das Kind gerade befindet.

Das umfangreiche Wissen, dass man wiedergeben muss und gleichzeitig, sich immer noch mehr aneignen sollte. Darüber hinaus muss man als Krankenpfleger*in über den medizinischen Aspekt verfügen, damit man sich auskennt, wenn einem ein Arzt etwas sagt. Und als dritte Säule muss man pflegerisches Wissen aufbauen.

Ich bevorzuge schriftliche Überprüfungen. Ich muss mir alles aufschreiben, damit ich es verinnerlichen kann. Ich habe mir das Gelernte durch das Schreiben gesichert. Ich verfüge über ein fotographisches Gedächtnis und kann mich anschließend genau an meine Mitschriften erinnern und sehe sie gedanklich vor Augen.

Das Schönste ist, wenn wir einen Patienten aufnehmen, dem es schlecht geht und man im Anschluss sehen kann, wie es immer besser wird und der Patient nach einer Zeit wieder nach Hause darf, weil es ihm wieder gut geht.

Ich möchte auf jeden Fall in dieser Berufssparte bleiben. Ich stehe der Zukunft offen gegenüber und freu mich über meine aktuelle Aufgabe.

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