ELISABETH MÄRZINGER

PFLEGEDIREKTORIN ELISABETHINEN LINZ

DGKP Elisabeth Märzinger, MScN 

Positiv auch in Zeiten von Corona

Für die Zukunft braucht es weitere motivierte und engagierte Pflegekräfte. Frau Märzinger von den Elisabethinen gibt im Interview einen Einblick über die Jobperspektiven und hat mich im Zuge meiner Bucharbeit nachhaltig beeindruckt, wie wertvoll die Ausbildung und Nachbesetzung von Pflegekräften für die Zukunft ist. 

Die Klarheit und Überzeugung, die Frau Märzinger und ihr Team an den Tag legen, schafft eine unglaublich positive Wirkung. Vor allem in jener Zeit, in der COVID19 sehr präsent ist.  

Werden wir von Menschen betreut, die ihren BE-RUF! mit Überzeugung durchführen, ziehen wir den absoluten Jackpot. Im Gespräch mit Frau Märzinger erscheint der Job nicht als Muss, sondern viel mehr als ein Raum der Möglichkeiten. In diesem Fall eröffnen sich spannende Ausblicke, über den Bereich der Pflege hinaus – auf unterschiedliche Berufsbilder und deren Herausforderungen. Ein authentischer Einblick über die zahlreichen Job-Möglichkeiten im sozialen Bereich.  

Wir verbinden mit einem Krankenhaus nicht sofort etwas Positives. Im besten Fall steht ein Kurzbesuch am Programm und wir dürfen mit wehenden Fahnen die Versorgungsstätte wieder verlassen. Hinter den Kulissen eines Hospitals gibt es viele Abläufe, die wir aus der Sicht des hoffentlich seltenen Patienten oder Besuchers gar nicht realisieren und nicht bis ins letzte Detail hinterfragen. 

Wir alle nutzen unsere Ecard, je nach Bedarf und Lebenssituation, zum „Gesundwerden“. Dieses Interview zeigt nicht nur „Karriere-Möglichkeiten auf, sondern bietet auch Anlass, wieder einmal „Danke“ zu sagen.  

Alle Menschen, die sich der Pflege, Fürsorge und ärztlicher Versorgung verschrieben haben, leisten Erfolge, die großen Beifall verdienen. 

Viel Freude beim Lesen. Der erste Eindruck bleibt bis zum Schluss positiv.  

 

Frau Märzinger, wenn Sie einen Blick zurückwerfen auf Ihren Ausbildungswegwo haben Sie Ihre ersten beruflichen Erfahrungen gesammelt?  

Ich bin in einem Gasthaus und Hotelbetrieb am Land aufgewachsen. Folglich wünschten sich meine Eltern, dass ich den Betrieb übernehme und ins Hotelwesen einsteige. Ich verfolgte von klein auf den Wunsch, Krankenschwester zu werden. Mich konnte keiner umstimmen, somit habe diesen Traum in die Realität umgesetzt. Diesen Kindheitswunsch hatte ich deshalb, weil ich von einer Person sehr beeindruckt war, die mit Leidenschaft als Krankenschwester tätig war. 

 Für mich war die Matura anfangs keine Option, da ich nach zehn abgeschlossenen Schuljahren problemlos meinem Traumberuf nachkommen konnte. Ich habe mit 16 Jahren für drei Jahre die Gesundheits- und Krankenpflegeschule besucht und anschließend leidenschaftlich in der Basis gearbeitetauch mit Nachtdiensten. Im Alter von 26 Jahren bin ich in die Führung gestolpert. Viele Jahre später habe ich die Matura nachgeholt und ein berufsbegleitendes Studium absolviert

 

Der Weg bis zur Führungskraft passiert nicht von heute auf morgen. Welche Stationen haben Sie davor erlebt? 

Ich habe mit 19 Jahren diplomiert und danach die Arbeit in der Pflege kennenlernen dürfen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich im AKH auf der Herzchirurgie gearbeitet. Die Tätigkeit selbst hat mich zwar erfüllt, weiterbilden wollte ich mich dennoch. 

Aus diesem Grund bin ich nach Wels gegangen und habe auf der Intensivstation zu arbeiten begonnen. Nach gut einem Jahr durfte ich bereits die Führung dieser Station übernehmen. Dafür habe ich eine Führungsausbildung in Salzburg absolviert. Diese Ausbildung nennt sich Stationsleitungsausbildung und dauert ein ganzes Jahr 

Im Anschluss daran habe ich die Sonderausbildung für Anästhesie- und Intensivmedizin gemacht. Beide Ausbildungen sind gesetzlich geregelt und in einem gewissen Zeitraum zu absolvieren. Nach acht Jahren habe ich mich wieder verändert und bin zurück nach Linz zu den Barmherzigen Schwestern gegangen. Dort durfte ich insgesamt 15 Jahre tätig sein und habe in dieser Zeit einige Management-Ausbildungen, sowie Führungskräfteentwicklungsprogramme belegt. Gleichzeitig habe ich in Form einer Abendschule die Matura nachgemacht und anschließend Pflegewissenschaft mit dem Schwerpunkt Pflegemanagement studiert. Mein Studium war blockweise organisiert, so konnte ich es nebenberuflich gut steuern und die Tätigkeiten in Linz an meine Vertretung übergeben. Das Studium dauerte insgesamt vier Jahre.

 

Was ist Ihr schönstes Erlebnis hier im Krankenhaus? 

Ich bin in diesem Krankenhaus erst seit zwei Jahren, aber das schönste Erlebnis war für mich in der ersten Corona-Krise so komisch das auch klingen mag, da dies eine extreme Ausnahmesituation war. Wir haben so viel gearbeitet und ich habe die ersten Monate inklusive der Wochenenden durchgearbeitet. Ich war im 06:00 Uhr im Büro und bin teilweise erst spät am Abend nach Hause gegangen. Dennoch habe ich mich nie ausgepowert gefühlt, weil wiralso ein Führungsteam in der Pflege von neun Bereichsleitungen und zwei Mitarbeiterinnen, die eine Stabstelle einnehmentäglich sehr gut vernetzt waren und jeden Tag einen wirklich guten Austausch genießen durften.  

Auch wir im Krankenhausvorstand haben uns permanent abgesprochen, wie wir mit den kommenden Aufgaben und Herausforderungen umgehen und wie wir zukünftige Themen umsetzen sollen. Durch die großartige Zusammenarbeit wurde uns bewusst, dass mir gemeinsam die Situation am besten bewältigen. Das war trotz der Krise und der schwierigen Situation enorm arbeits- und lohnenswert. 

Quelle: Ordensklinikum Linz Elisabethinen

 

Eine gern gestellte Frage von mir ist, welchen Tipp haben Sie für „orientierungslose“ Jugendliche in der Berufsentscheidungsphase? 

Ich kann von meiner eigenen Erfahrung sprechen: Man braucht eine beziehungsweise mehrere Vertrauenspersonen, bei denen man sich ausjammern kann und die eigenen Gefühle und das Befinden mitteilen darf. Ich hatte auch Mitarbeiter, die das Handtuch werfen wollten und in Gesprächen ist herausgekommen, dass die Orientierungslosigkeit nicht unmittelbar mit der Arbeit zu tun hat, sondern oftmals mit vielen anderen Gründen. Deshalb kann es sein, dass man nicht ausreichend viel Kraft hat, der Arbeit nachzugehen. In diesen Situationen kann eine Person, die im Sinne eines Mentorings agiert, Gold wert sein. 

 

Was kann aus Ihrer Sicht die Berufsentscheidung eines Jugendlichen beeinflussen? 

Mein Neffe entscheidet sich gerade für eine Lehre, eine meiner Nichten für ein Studium. Folglich lebe ich diesen Prozess in meinem Umfeld gerade hautnah mit. Ich sehe, dass sich Jugendliche bei der Entscheidung letztendlich schon sehr an den Mitmenschen ihres Umfelds orientieren, die ihren Beruf mit einer Leidenschaft ausüben.  

Überdies beeindruckt es auch, wenn die Personen womöglich auch noch die gleichen oder ähnliche Hobbies haben. Harmoniert nun also die Lieblingsfreizeitbeschäftigung mit der eigenen ist man automatisch mit dem Gesprächspartner auf einer Wellenlänge. Zudem beeinflussen bestimmt auch die Freunde zu einem großen Teil die Berufswahl. Wechselt nun beispielsweise die beste Freundin oder der beste Freund in eine Schule in einer anderen Stadt, kann sich das wesentlich auf die eigene Entscheidung auswirken.  

  

Was ist das Besondere daran, in der Pflege Fuß zu fassen? 

Das Spüren etwas Gutes zu tun, ist für mich sinnerfüllend. Es ist unglaublich schön zu sehen, welche Fortschritte Menschen machen konnten, weil ich sie in der Pflege begleitet habe. Dies ist ein Bereich, in dem man großartig Unterstützung geben kann, auch in Phasen, in denen man einem Patienten helfen kann, sich selbst zu helfen. Zudem konnte ich durch das Arbeiten im Team und mit anderen Berufsgruppen sehr viele Erfahrungen sammeln. Dazu gehört das Sich-Absprechen sowie das gemeinsame Entscheiden, um das Richtige zu tun. Die Wichtigkeit des Miteinanders hat man auch in der aktuellen Situation mit Corona erneut zu spüren bekommen. Die Gegebenheiten haben uns sogar noch mehr zusammengeschweißt. 

 

Covid 19 ist derzeit allgegenwärtig. Wie ist Ihnen bei der ersten Bewältigung und der Konfrontation mit diesem Virus ergangen? 

Gut, weil wir gemeinsam in die Lösungsorientierung und in die Verantwortung gegangen sind und uns erneut die Wichtigkeit der Gemeinschaft bewusst geworden ist. Ich bin aber auch der Meinung, dass wir uns diesbezüglich in der Akutpflege leichter tun, als die Kolleginnen und Kollegen der Langzeit- oder mobilen Pflege, da diese häufig mit sehr schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen haben. 

 

Frau Märzinger, Sie haben viele Ausbildungen berufsbegleitend durchgeführt. Welche Tipps haben Sie für Jugendliche, die einen ähnlichen Weg gehen möchten? 

Organisation verlangt sehr viel Disziplin. Man muss sich auch öfters durchbeißen und den inneren Schweinehund überwinden. Meine Devise war immer, dass ich die unangenehmen Sachen zuerst durchgeführt habe. Es ist trotzdem wichtig, die Familie und Freunde nicht zu vernachlässigen und sich auch Zeit für den Sport zu nehmen. Für den persönlichen Ausgleich ist es essenziell, sich diese Einheiten bewusst frei zu halten je nach dem, was man gerne macht.  

Diese Entscheidung liefert Energie und macht den eigenen Kopf wieder frei. Natürlich gelingt einem das nicht immer gleichermaßen gut, aber wenn es funktioniert, ist man danach umso tatkräftiger und produktiver. Das kann man mit einem Holzarbeiter vergleichen, denn wenn der seine Kettensäge zwischendurch nicht schärft, ist er viele Stunden im Wald und fällt mühsam seine Bäume. Doch wenn man sich zwischendurch bewusst einmal Zeit hierfür nimmt, ist man im Anschluss umso effizienter. 

Ich rate jedem, das eigene Ziel niemals aus den Augen zu verlieren und zu wissen, dass man nachher unglaublich stolz auf sich selbst sein kann. 

 

Haben Sie viele Mitarbeiter, die sich für den zweiten Bildungsweg entscheiden? Wie lautet diesbezüglich Ihre Devise? 

Meine Devise lautet, diese Menschen zu fördern und zu unterstützen. Sofern es irgendwie geht und in meiner Macht liegt, möchte ich auch die Themen Bildungskarenz oder Sabbatical ermöglichen. Ich hatte bereits einige Mitarbeiter, denen ich ein Sabbatical gegeben habe, um sich über den zukünftigen Weg klar zu werden und die anschließend zurückgekommen sind und bis heute aus tiefster Überzeugung bei uns arbeiten. In der Pflege gibt es so viele Möglichkeiten. Dennoch braucht es Regeln und auch eine Hierarchie im Krankenhaus, aber die Möglichkeiten sich zu entfalten sind riesig. 

 

Wie ist Ihr Idealbild eines Lehrers?  

Eine Lehrkraft, die Jugendliche respektiert, ernst nimmt und auch ein Stück weit versteht. Weiters ist die Wahrnehmung in der Vielfalt und in den unterschiedlichen Talenten und Charakteren wichtig. Keiner darf von einem Lehrer denunziert werden, sondern die Stärken jedes Schülers müssen gestärkt und gefördert werden. Es ist wichtig, dass sich hierbei ein Vertrauen zwischen der Lehrperson und den Jugendlichen aufbaut. 

 

Soziale Kompetenz ist ein gern verwendeter Begriff in der heutigen Arbeitswelt. Wie kann diese besondere Fähigkeit, die jeder von uns im Alltag anwenden darf, gefördert werden?

Mit authentischen Vorbildern, also nicht gekünstelt oder aufgesetzt. Hilfreich sind Menschen, die eine natürliche Autorität versprühen und vor denen man Respekt, aber keine Angst hat. Das sollen Personen sein, zu denen die Jugendlichen Liebe, für das, was sie gerne machen, weitergeben und die sozialen Kompetenzen vermitteln. Ich kann mich bis heute an Lehrer, die zu dieser Beschreibung passen, erinnern. 

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