Christian Meeraus

der Robin Hood der Weiterbildung

Ein Profi zum Thema Aus- und Weiterbildung, Lehrlingsausbildung, Unternehmertum und Autor – das ist Christian Meeraus. 

Frech, schlau und ein wissenshungriger Kopf rund um das Thema persönliche und soziale Weiterbildung. Wenn der erste Weg nicht klappt, findet Christian Meeraus mindestens drei Alternativen. Der Grazer ist reflektiert genug, um der Weiterbildung von Jugendlichen mehr Drive einzuhauchen und gewisse Aufwände in Kauf zu nehmen. So schnell entkommen ihm Jugendliche bei ihrem persönlichen Wachstum nicht. 

Denn der verstaubte Zugang, stets auf gewohnte Wege zurückzugreifen, war noch nie sein „way of life“.

Christian Meeraus nimmt sich kein Blatt vor dem Mund, greift Projekte an, wo andere noch darüber nachdenken und ist bekannt für innovative Lernkonzepte im Bereich der Lehrlingsausbildung.

Seine starke Motivation, Jugendliche fit für die Bühne des Berufslebens zu machen, ist sein Antreiber und sein Garant für sein erfolgreiches Unternehmen „Intellexi“.

Was ist dein Antrieb, mit Jugendlichen zu arbeiten?

Meine Grundmotivation besteht darin, jungen Menschen etwas mitzugeben. Wenn ich ihnen nach zwei bis drei Jahren wieder begegne, nachdem ich zuvor mit ihnen gearbeitet habe, ist es für mich eine Freude mitanzusehen, welche Entwicklungsschritte sie gemacht haben. Ich möchte ihnen ermöglichen, sich einen erfolgreichen Lebensweg aufbauen zu können.

Wie war deine Schulzeit – was war dein größter Gewinn in der Schulzeit?

Meine Schulzeit war formal gesehen eine Totalkatastrophe. Aus der Retrospektive betrachtet, war es allerdings das Beste, was mir passieren konnte. Ich war ein irrsinnig unangepasster Schüler und habe mich magisch angezogen gefühlt, die kleine Revolution umzusetzen. Formale Autoritäten waren für mich damals ein Problem, sobald sie nicht authentisch waren und ihre Worte nicht mit ihren Taten übereinstimmten. Ob das jetzt jemand war, der Pünktlichkeit von uns Schülern verlangt und selber unpünktlich war, oder ein Turnlehrer, der selbst keine Runde laufen konnte und von mir verlangte, dass ich 20 Liegestütze zu machen hatte. In solchen Situationen verspürte ich immer das Gefühl, mich dagegen aufzulehnen. Das war bis zur 2. Klasse Gymnasium in Ordnung. Da hat man mit „Nixtun“ und ein bisschen Blödsinn im Kopf trotzdem noch halbwegs gute Note geschafft.

Dann war es irgendwann einfach so, dass auch mein Elternhaus mich insofern nicht mehr gut unter Kontrolle hatte, als ich einfach die Schule wie eine Uni betrieben habe. Ich bin gekommen und gegangen, wann ich wollte und nur zu Lehrer, die mich interessiert haben. Mit denen habe ich mich auseinandergesetzt und die haben sich auch mit mir auseinandergesetzt.

Was sind deine größten Learnings aus deiner Schulzeit?

Ich war trotzdem nie untätig während der Schulzeit. Ich hatte laufend Projekte nebenbei und stets irgendwelche Dinge umgesetzt. Ich habe schon früh das Bedürfnis gehabt, mein eigenes Geld zu verdienen, unabhängig zu sein. Auch in meiner gesamten Persönlichkeitsentwicklung ist das Thema Unabhängigkeit, Freiheit oder selbstbestimmt zu sein, ein Riesenthema. Und das ist es, was in vielen jungen Menschen auch drinnen ist. Und ja, mir tut es oft leid, wie stark das unterdrückt wird – durch ein System, wo man sagt, man macht das halt so und man lernt nur so. Weil in Wahrheit, das was ich in meiner Schulzeit gelernt habe, war das Ausprobieren draußen, im echten Leben auf der Straße, indem ich es einfach gemacht habe.

Wann hast du dein heutiges Unternehmen „Intellexi“ gegründet?

Mit 20 habe ich die Firma „Intellexi“ gegründet. Es war ein großer Selbstversuch. Direkt nach meiner Ausbildung zum Kommunikations- und Wirtschaftstrainer. Ich habe zumeist fast gleichaltrige junge Menschen trainiert, allerdings den kleinen, wichtigen Schritt war dann ich vorne. Dieses Delta war zwar nicht besonders groß, doch es war ein recht sicheres Umfeld, um die ersten Schritte in meiner Unternehmertätigkeit „Seminare und Weiterbildungen“ anzubieten und durchzuführen. 

Wie reagieren Jugendliche darauf, wenn du ihnen sagst „Disziplin ist der Weg zum Erfolg“?

Die echte Entwicklung für junge Menschen ist nicht die wirtschaftliche, sondern die persönliche Entwicklung und darum dürfen wir uns selbst darüber im Klaren werden, was Erfolg für uns heißt.

Für viele Jugendliche ist der innere Antrieb, Disziplin in den Erfolg zu investieren, noch zu wenig, um wirklich aus der Komfortzone zu kommen.

Es geht allen bis zu einem bestimmten Niveau ganz gut. Bei uns muss niemand Hunger leiden, bei uns muss niemand auf der Straße wohnen. Probleme der heutigen Zeit sind nur: „Oh Gott, ich habe nur das iPhone 9 und ich hätte aber gerne das iPhone 11“. Das ist bis zu einem gewissen Grad das größte Thema.  Wir leben ja in einer Zeit (Gott sei Dank), in der es relativ bequem ist. Doch umso mehr Disziplin braucht es, aus dieser Komfortzone herauszugehen. Im Gegensatz, wenn der Leidensdruck groß ist – ich habe nichts zum Essen und muss auf der Straße wohnen – ist der Weg ein anderer, als wenn ich nach Hause gehe und werfe mir Netflix an. Nach dem Motto: das Schlimmste, was mir passieren kann ist, das kein W-LAN mehr verfügbar ist. Darum darf Disziplin neu ins Leben und sinnvoll integriert werden.

In welchen Bereichen siehst du Herausforderungen für die persönliche Entwicklung von Jugendlichen?

Vorher die Klarheit zu bekommen, was will ich wirklich vom Leben. Und zwar, nicht im Außen betrachtet, sondern von einem inneren Blick. Denn im Vergleich mit Social Media Performern, kann das eigene Leben schon einmal bescheiden wirken.

Disziplin kommt von Motivation – ohne Motivation kriegen wir keine Disziplin Das heißt: Wenn ich keinen Sinn in dem Ganzen sehe (z.B. weil ich keine Ahnung habe und etwas nur mache, weil jemand anderes sagt, das ist super) dann wird nie die Disziplin gelingen, die es für einen Erfolg braucht. Sinn kommt vor Disziplin und Freiheit kommt nach Kompetenz – in meinen Augen. Das ist der Knackpunkt der Freiheit. Die Freiheit kommt viel zu früh, sie kommt noch bevor sich die jungen Menschen ihre wirklichen Kompetenzen angeeignet haben.  

Wenn du das jetzt so Revue passieren lässt – wie sind denn die Lehrlinge von heute im Vergleich zu jenen vor 10 Jahren?

Ja, das ist eine spannende Frage, weil natürlich die Brille, durch die man sieht, immer die eigene bleibt. Da heißt‘s dann: „Früher war alles besser“. Man neigt ja dazu, diese Argumentation loszufahren und zu sagen: Ganz klar feststellbar ist, dass das Niveau, auf dem wir uns auf unseren Aus- und Weiterbildungen für die Lehrlinge bewegen, drastisch gesunken ist. Das kann man auch messen. Wir messen das selber – wir machen ungefähr 1.000 Mathematik-Leistungschecks im Jahr mit Lehrlingen und da ist wirklich die Tendenz drastisch nach unten gehend, was diese Basiskompetenzen einmal betrifft, um überhaupt anschlussfähig an dem Beruf zu werden. Der größte Faktor in meinen Augen, warum es zu so einer Veränderung kommt, ist eben Smartphone und Social Media. Das hat generell die Welt komplett verändert – also nicht nur die Lehrlinge oder die Jugendlichen an sich. Aber ich glaube, das ist der größte Impact, dass es überhaupt möglich ist, dass so eine drastische Veränderung in so kurzer Zeit stattfindet. Da muss ich jetzt ein bisschen ausholen, weil es sehr viele Aspekte gibt. Alleine schon die Gruppendynamik. Das ist heute alles unter der Wahrnehmungsoberfläche im virtuellen Raum. Da wird eine Gruppe gegründet, die den anderen mobbt. Aber das ist nicht in der Wahrnehmbarkeit. Das heißt, der gruppendynamische Aspekt von rechtzeitigen Analysen von Konfliktsituationen fällt komplett weg. Dann habe ich schon vorher angesprochen, dass die Selbstwahrnehmung und der Selbstwert jeden Tag für einen jungen Menschen sinken muss, wenn er nur Extrembeispiele sieht. Extrem erfolgreiche Leute, vermeintlich extrem erfolgreiche Leute, die Darstellung von erfolgreichen Leuten… Im Abgleich zu dem Umfeld, in dem man selber groß wird. Ich sage, es wohnt nicht jeder in einer Villa am Meer, sondern der Großteil der Bevölkerung wohnt in einer Wohnung – vielleicht mit Glück auch mit Balkon, fährt einen alten Tretroller und ist froh, sich ein- oder zweimal im Monat ein Abendessen irgendwo auswärts leisten zu können. Und wenn man dann tagtäglich über mehrere Stunden mit der Welt da draußen, die vermeintlich die Realität ist, konfrontiert wird, macht das mit dem Selbstwert natürlich auch was.

Das heißt, der Zeitpunkt, wo man sich nichts mehr zutraut, wird viel früher gesetzt. Wenn ich an meine Jugend zurückdenke – ich bin noch immer in der Phase – ich trau mir fast alles zu, mir war das egal, ich habe das einfach gemacht. Das Scheitern ist momentan so ein Riesenthema für einen jungen Menschen. Ebenso das Urvertrauen, etwas zu 100 Prozent durchzuziehen, auch wenn einem Hürden begegnen.

Die Basis für die schulische Entwicklung bringt der eigene Schulweg mit sich und natürlich ist das Elternhaus prägend. Die Wunderwirkung passiert nicht sofort mit ein paar Nachhilfestunden und auch nicht jeder muss ein Albert Einstein sein.

Sinn, Motivation und Methodik, diese drei Bereiche müssen zusammenpassen. Ich muss den Sinn beantworten, ich muss eine Methode finden, wie ich die Inhalte der Einzelperson vermitteln kann und dadurch ergibt sich die Motivation – es bleibt immer ein Zusammenspiel.

Wir haben sehr viel Energie in die Methodik und die Didaktik der Nachhilfe gesteckt. Wir machen keine klassische Nachhilfe, wie es sonst so verbreitet ist, sondern unsere Trainer haben 100 Beispielmethoden, also ein ganzes Handbuch mit 250 Seiten, wo für ganz viele Berufe – nicht für alle, aber für sehr viele – Beispiele enthalten sind, also Methoden mit Unterrichtsmaterial.

Hier liegt der Schlüssel zum Erfolg. Wir arbeiten auch mit integrativen Lehrlingen und pflegen den Ansatz, jeden Schüler neutral und ohne Bewertung zu behandeln.

Wenn die Personalabteilung uns beauftragt, dann kommt ganz oft: „Ja, wir haben da ein paar „Integrative“ – sollen wir die nicht zusammenfassen?“. Überhaupt nicht, weil das ist oft der Stempel, der einem früh aufgedrückt wird. Die Überraschung ist oft, dass die integrativen Lehrlinge unterm Strich oft besser abschneiden als andere. Das heißt, man kann das gar nicht sagen. Ich glaube, das ist auch eine Konstellationsfrage. Passt der Trainer zu dem Einzelnen dazu, es ist eine Frage der Methodik und jener: „Warum darf ich das erlernen?“

Fähigkeiten ohne ein Ziel zu erlernen, ist reine Zeitverschwendung.

Das Ziel ist die Grundmotivation.

Ich kann mich an Projektarbeiten von mir erinnern, die die Aneignung neuer Fähigkeiten verlangten, die ich zu dieser Zeit gerade nicht brauchte. Diese können nach längerer Nichtanwendung wieder verkümmern. Wesentlich dabei ist immer, für welches Ziel benötige ich diese Fähigkeiten?

Lernen darf einen tieferen Sinn ergeben, wir können den integrativen Weg wählen und uns auf Basis der Problemstellung die Fähigkeiten aneignen.

Zum Beispiel: Ein Projekt mit einer Zielsetzung und allen Skills, die rundherum notwendig sind – von der Präsentation des Projektes bis zur Planung – wo das ganze Zeitmanagement drinnen ist, bis hin zum Thema Marketing usw. das ist alles integriert.

Es ist oft eine riesen Herausforderung, wenn man sagt, man arbeitet in einer Gruppe von Lehrlingen, die sehr heterogen gestaltet ist. Man hat meiner Erfahrung nach ein Drittel „High-Performer“, die super unterwegs sind, ein Drittel ist solides Mittelmaß, die – ganz einfach ausgedrückt – perfekt für die Lehre wären und dann gibt’s noch ein Drittel der „Under-Performer“, die noch lange nicht dort sind, um auch wirklich anschlussfähig zum Erlernen ihres Lehrberufes zu sein. Wir passen die Entwicklungsschritte – so gut es möglich ist – schon im Vorhinein in den Ausbildungsplan ein, um bedarfsgerecht die Ausbildung zu steuern.

Da habe ich einige. Zwei ganz besondere Beispiele: Ein Lehrling, der nicht die einfachsten Gegebenheiten mitbekommen hat. Aus schwierigen Verhältnissen, über eine Stiftung und einem miserablen Elternhaus, der ursprünglich aus Deutschland nach Österreich gekommen ist… Dieser Junge war von Anfang an, wie er mit uns gearbeitet hat, „angeknickst“. Also das hat man richtig gesehen, dass der im Schlafmodus war und sobald er bei uns war, war er wach und er war da – wir haben Pausengespräche geführt. Das war ein Programm, wo wir zwei- bis dreimal im Jahr mit den Jugendlichen Kontakt hatten. Und der hat sich entwickelt in dieser Zeit, also da krieg ich wirklich jetzt noch Gänsehaut, weil diese Entwicklung so unvergleichlich war. Er hat alles angenommen und das ist wirklich selten.

Sein Kommentar: „Du, was ihr damals mit uns gemacht habt, das war irre“. Und das Coole ist, der hat mittlerweile eine riesige Führungsposition in dem Unternehmen eingenommen und ist noch nicht mal 30.

Andere, eher pauschale, Beispiele sind jene von Flüchtlingen, die über Striftungen gekommen sind. Ein Mädchen aus Urganda – die hat Null Deutsch gekonnt und nach 2 Jahren ganz normal in Seminaren mitgemacht. Oder aus Syrien – das waren schon ein wenig ältere Lehrlinge. Die haben dort ein Studium begonnen und waren natürlich schon auf einem anderen Bildungslevel. Aber die haben enorme Entwicklungen in ein bis zwei Jahren gemacht, was das Erlernen der deutschen Sprache betrifft. Wenn wir selber in sehr bequemen Rahmenbedingungen aufwachsen, ist es vielleicht noch schwieriger – ohne da jetzt wieder Mitleid hervorzurufen – als wenn ich sage, das ist meine einzige Chance. Wir drehen den Blick und sagen: Ich sehe das als meine einzige Chance, was ich aus mir mache.

Das ist eine sehr schwierige Frage.

Ich glaube, dass es nicht die richtige oder die falsche Entscheidung gibt. Ich glaube, die schlechteste Entscheidung ist, gar keine Entscheidung zu treffen. Da macht dann das Leben irgendwas mit dir. Wenn ich sage, ich gehe passiv in eine Situation rein, in die Berufssituation und nehme das Erstbeste, weil es einfach klasse ist und ums Eck und es eine super Kantine gibt. Dann ist die Chance, dass man das im Nachhinein als die richtige Entscheidung wahrnimmt, eher klein. Also mein Ansatz ist eher der: Ich bin ein Freund von schnellen Bauchentscheidungen. Erst am Ende meiner Laufbahn kann man sagen, ob es das Richtige war. Deswegen bestärke ich die Jungen immer, es auszuprobieren. Zumeist mit den Worten: „Hau di eini“ und wenn es nix ist, kannst du es im Schlimmsten Fall lassen. Was mich allerdings extrem stört ist, dass dieser Punkt, wo man aufgibt, so früh ist. Sobald es ein wenig unbequem ist, sobald es einmal nicht so ist, wie man sich das vorstellt usw., dann neigt man einfach dazu, den nächsten Schritt nicht zu wagen. In diesem Moment darf ich an mir arbeiten, denn das ist dieser Zeitpunkt, den ich auch hinauszögern kann.

Meistens dann, wenn ich den Sprung schaffe, auszuharren. Und das muss man den jungen Leuten klar machen. Sagt den jungen Leuten nicht immer, dass alles super ist bei euch. Das ist eine Lüge – sagt ihnen die Wahrheit – holt euch ein Feedback – auch, wenn es wirklich unerträglich ist. Zeigt euch authentisch. Als Erwachsener, Lehrbetrieb oder als Unternehmer.

Die Unternehmenskultur darf das Marketing bestimmen und nicht umgekehrt. Ich kann nicht sagen, ich mache ein super Marketing und meine Unternehmenskultur ist eine Katastrophe. Authentische Auseinandersetzung mit der Lehrlingsausbildung und ehrliche Sichtweise, was es braucht und wieviel ich bereit bin, als Betrieb in die Ausbildung von jungen Menschen zu investieren. Es bleibt ein langfristiger Prozess mit dauerhaftem Einsatz. Allerdings, wenn das Fundament professionell aufgebaut wird, ist der Nährboden für eine gute Ernte von kompetenten Fachkräften gesät.

Welche Tipps hast du für den Berufseinstieg von jungen Menschen auf Lager?

Ich muss eine klare Vorstellung – eine Idealbildvorstellung – davon haben, wie mein Leben mit dem Beruf, den ich einmal habe, aussehen soll? 

Im nächsten Schritt stellt sich die Frage, welche Unternehmen gibt es, die diese Ausbildung anbieten und was für Wissen und welche Kompetenzen brauche ich dafür?

Dann darf einem ruhig bewusst werden, dass ein weiter Weg vor einem liegt und das ist voll ok. Denn die Meisterschaft kommt irgendwann – nicht am Anfang des Berufslebens.

Eine Berufsentscheidung zu treffen, verlangt oft viel mehr von den Jugendlichen, als uns im ersten Moment bewusst ist. Ich muss mich vielleicht auch gegen mein Umfeld stellen. Ich habe Lehrlinge, die kommen aus Akademikerfamilien. Da hat einer begonnen, Medizin zu studieren und macht jetzt eine Elektrikerlehre und ist super glücklich damit. Der hat dann einen richtigen Wiederstand zu überwinden gehabt und war schon eine sehr weit entwickelte Persönlichkeit, als wir mit dem in Kontakt getreten sind. Der war 23 Jahre alt und diesen Mut, sich gegen diese Widerstände durchzusetzen, haben die wenigsten.

Was ist dein Wunsch an die Eltern, wie sie ihre Kinder am besten bei der Berufsentscheidung unterstützen können?

Ich glaube, am Besten wäre es, die Fragen zu stellen: Wie stellst du dir einmal dein Leben vor? Ich würde das nicht unbedingt bewerten, auch wenn es schwierig ist. Zum Beispiel, mein Sohn will Influencer werden, oh Gott. Es gibt einfach schon sehr viele Möglichkeiten, im Beruf Fuß zu fassen, wo ich sage die Lehre ist eine Option – das ist ja jetzt nicht die einzige Option. Das Wissen wird immer leichter verfügbar. Wenn ich mir etwas von Eltern generell wünschen würde, wäre es, dass sie ihren Kindern viele Fragen stellen und großes Interesse zeigen. Das ist das Hauptthema.

Die jungen Menschen, die nicht wissen, was sie wollen, die haben überhaupt keinen Reibebaum oder keine Möglichkeit, einmal einen Spiegel vorgehalten zu bekommen. Mir würde es gefallen, wenn sich die Eltern mit dem ehrlich auseinandersetzen, was ihre Kinder/Jugendlichen wollen vor allem versuchen, selber eine Erkenntnis gewinnen. Und nicht sagen, das, was ich selber gerne hätte, das mein Kind wird, muss es unbedingt werden.

Ich bin gespannt, wie es mir als Vater einmal geht, wenn meine Kinder in das Alter kommen und mir sagen, sie möchten Influencer werden. Aber, wenn, dann soll er es richtig machen. 😉

Dann muss er sich auch ein paar Skills aneignen, damit das auch funktioniert. Von nix kommt nix – davon bin ich einfach überzeugt! Da meine ich jetzt gar nicht unbedingt extrem viel und extrem hart, sondern extrem schlau zu arbeiten und zu sagen: Ich lass alles weg, was mich von meinem Ziel abbringen könnte.

Wenn ich keine bessere Idee habe, wie ich mich entwickeln kann, dann muss man das „Müssen“ in Kauf nehmen. Erst wenn ich das Gefühl habe, ich habe wirklich etwas Besseres und ich habe auch einen Plan. Allein Pläne zu hinterfragen, wäre eine Aufgabe der Eltern. Nicht nur schwarz/weiß Bewertung, sondern zu hinterfragen: „Wie hast du dir das vorgestellt?“ oder „Wie möchtest du das genau umsetzen?“ Wenn man nach der dritten oder vierten Frage schon drauf kommt, dass wenig Substanz vorhanden ist, wird für Jugendliche ihre Unentschlossenheit auch mehr sichtbar.

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